Arme deutsche Sprache?

Geht es mit der deutschen Sprache nur noch bergab? In den Medien wird uns das sehr oft suggeriert. Da ist die Rede von „den Jugendlichen“, die nicht mehr läsen und daher die Vielfalt unserer Sprache auch nicht mehr erfassen könnten. Ganze Wörter gingen verloren! Heute spräche man viel einfacher und weniger schön, als das noch vor ein paar Jahrzehnten der Fall gewesen sei. Nicht mal Genitiv und Dativ könne man heute noch als bekannt voraussetzen. Und vielleicht sei es sowieso kein Wunder, dass die „Generation SMS“ keinen vollen Satz mehr zustande bringe.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften gehen diesen und anderen Fragen jetzt gründlich nach. Im „Bericht zur Lage der deutschen Sprache„, wird dargestellt, was wir bisher nur vermutet haben. Wieviel „Denglish“ wir im Alltag verwenden. Und ob es nun tatsächlich mit unserer Grammatik zuende geht. Ob die Nicht-Leser und iPhone-Benutzer und Fernseh-Zuschauer wirklich unsere Sprache verhunzen. Der Bericht erscheint im Herbst 2013, wurde aber in einer vorläufigen Form bereits vorstellt.

Und die Ergebnisse? Wen wundert`s, so schlimm steht es nicht. Vor hundert Jahren z.B. umfasste das Deutsche noch 1,6 Millionen Wörter, heute sind es schon etwa 5 Millionen. Keine Rede von einer „kleingeschrumpften“ Sprache, die ihre schönsten Wendungen verliert. Und wer jetzt triumphierend behauptet, die zunehmende Zahl sei ganz klar auf den wachsenden Einfluss fremder Sprachen zurückzuführen: „Der Einfluss des Englischen ist den Sprachforschen zufolge weit weniger groß als allgemein vermutet“ (Zitat: Börsenblatt 10, Seite 8).

Ich bin jedenfalls gespannt, mit welchen Ergebnissen der Bericht noch überraschen wird.

(Einen kleinen Einblick kann man übrigens auf der Seite des WDR bekommen. Hier findet sich ein Interview mit dem Publizisten Joachim Güntner über die Voraussetzungen und Ergebnisse der Untersuchung.)

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